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Ärztliche Verantwortung, Notfälle, Katastrophen und McKinseyDie Kassenärztliche Vereinigung Bayern hielt es für eine gute Idee, den ärztlichen Bereitschaftsdienst in Bayern über neu eingerichtete, KV-eigene Einsatzzentralen zu vermitteln. Entgegen der bundesweiten, europäischen und weltweiten Bewegung zu Klarheit und Ganzheitlichkeit nicht nur in der Medizin ist die angeblich demokratische Vertretung der bayerischen Kassenärzte – ohne ernsthafte Diskussion unter den Niedergelassenen – aus der bisherigen Beteiligung an den Rettungsleitstellen ausgestiegen und hat für viel Geld versucht, der Bevölkerung zwei unterschiedliche Notrufnummern näherzubringen – für vital bedrohliche und andere Einsätze. Hat dieser bayerische Sonderweg Zukunft?
| Das irrelevanteste Argument für das Vorhaben der rein ärztlichen Einsatzzentralen, die keinen Notarzt vermitteln können, im KV-Rundschreiben an die bayerischen Kassenärzte lautete, es sei technisch machbar. Dafür wurden technische Schwierigkeiten als Argument gegen integrierte Leitstellen angeführt. Fragwürdig erscheint mir als Landarzt die Behauptung, so ein System sei in den bayerischen Großstädten München und Nürnberg bereits bewährt. Ich kann mich noch gut an einen Rettungsdiensteinsatz in München erinnern, wo ich während laufender Reanimation zweimal mit der Zentrale des ärztlichen Bereitschaftsdienstes telefonieren mußte, die ultimativ verlangte, über den Ablauf informiert zu werden, weil sonst noch ein Bereitschaftsdienstarzt an unseren Einsatzort geschickt werden würde. Überdenkenswert aber:
· Gibt es vielleicht es eine mentale Hürde, eine einheitliche Notrufnummer anzurufen, weil manch älterer Mensch Angst vor einer verfrühten Klinikeinweisung hat?
· McKinsey war für das Projekt - warum eigentlich? Ist einmal untersucht worden, wie viele Einsätze sich zu unvorhergesehenen vitalen Bedrohungen entwickeln??
· An ärztlichen Stammtischen ein Dauerbrenner: „wir Ärzte“ wollen die Kosten der integrierten Leitstellen nicht mittragen.
Für den Ausbau des bisherigen Systems zu Integrierten Leitstellen, die auch katastrophentauglich | | wären, sprechen aus meiner Sicht
· der Trend zur europäischen Einheit und die wachsende Mobilität der Menschen, die langfristig nach einer europaweit einheitlichen Notfallnummer verlangen und
· die wachsende Wahrscheinlichkeit von Katastrophen in unserer immer verletzlicheren, technologieabhängigen Gesellschaft.
· Die Gelegenheit wäre ideal gewesen – auch für die öffentlich-rechtlich gebremsten Kassenärztlichen Vereinigungen – medienwirksam klarzustellen, daß die für die Bevölkerung lebenswichtige ärztliche Präsenz und Notfallqualifikation angemessene Gegenleistungen verlangt.
· Der teure Aufbau einer Doppelstruktur lädt zum Gebrauch als antiärztliches Argument ein: „Die(!) Ärzte wollen aus finanziellen Gründen nicht mitmachen und riskieren damit gesundheitliche Schäden beim Patienten!
· Generell gibt es einen Wunsch der Menschen nach allgemeiner Kooperation und Vereinheitlichung – wenn man sich dem entziehen will, muß man gute Gründe vorlegen können!!
In diesem Zusammenhang muß das Wohl der betroffenen Bevölkerung im Vordergrund stehen. Eine Entscheidung aufgrund klarer und überprüfbarer Daten ist erforderlich. Kämpfen wir zusammen mit unseren Patienten für eine faire Honorierung! Es ist falsch, aus Konfliktscheu teure Strukturen zu konstruieren, die sicher Geld vernichten und nur vielleicht die Pfründen einiger weniger sichern.
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