Praxismanagement
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Umgang mit dem neuen EBM 2005

Unabhängiges Denken wird belohnt, aber nicht von Kassen und Politikern! Tips und Tricks zum Umgang mit den Neuerungen ab 1. April 2005. (erschienen im Berliner Ärzteblatt)


Sollen Sie Ihre Praxis organisatorisch umstrukturieren, weil die Abrechnungsmöglichkeiten geändert werden? Für Hausärzte gilt ein klares Nein, für Fachärzte meistens auch. Und unter anderem zwar deshalb, weil Sie sicher damit rechnen können, daß Sie bald Alles wieder umbauen dürfen. Patienten sind übrigens auch Menschen – und haben die unangenehme Eigenschaft, nicht gerne als Nummern behandelt zu werden (Ärzte dagegen halten das ganz gut aus, wie man an der ganzen Reform sieht).
Beginnen wir mit dem Wiederholungsrezept; rein von den Punkten her lohnt es sich neuerdings in ungeahnter Weise – wie lange noch? Nach der letzten Reform waren Wiederholungsrezepte verpönt und brachten Einkommensverluste. Die Begründung damals: der Patient soll persönlichen Kontakt zu seinem Arzt haben. Medizinisch und menschlich ist das immer noch wahr und wird es bleiben, selbst wenn ein desinteressiertes Durchlaufenlassen von Patientenmassen jetzt gerade mal mit Kassenpunkten belohnt wird.
Der EBM 2000plus belohnt auch die Samstagssprechstunde. Aber was soll eine Samstagssprechstunde, wenn Sie dafür während der Woche weniger arbeiten? Bieten Sie damit dem Patienten mehr Servicequalität? Ihre persönliche Lebensqualität würde sinken, wenn Sie am Wochenende Sprechstunde halten würden – und die der Helferinnen noch mehr. Zwischen Arbeits- und Ruhephasen zu unterscheiden ist uraltes Kulturgut und entspricht dem Säugetierbedürfnis nach Struktur und Rhythmus im Leben. Wir müssen das erhalten! Also: nur dann zusätzlich am Samstag arbeiten, wenn Sie
am Samstag einen klaren zusätzlichen Reingewinn machen ohne Verluste zu anderen Zeiten, aber keine Umschichtung der Arbeitszeit dem EBM zuliebe!
Anders ist es für hausärztliche Großpraxen, die jetzt schon eine systematische Wochenenderreichbarkeit bieten, die auch intensiv nachgefragt wird: solche Praxen rationalisieren ihre Arbeit durch feste Sprechzeiten am Samstag.
Das Gleiche gilt für Facharztpraxen, die eine Therapie oder Diagnostik bieten, die am Wochenende akut gefragt ist. Wenn Sie also als Chirurg in nennenswertem Umfang Verletzungsfälle oder als Radiologe röntgenpflichtige Akutpatienten an Klinikambulanzen verlieren sollten, würde ich tatsächlich eine Samstagsprechstunde einführen und diese intensiv publik machen (beginnen Sie zunächst mit einer Umfrage bei Ihren Zuweisern!). Sie steigern dadurch auf Dauer Ihre Fallzahl, wahrscheinlich sogar sofort bei der Einführung. Selbst, wenn Ihnen dies wegen einer Fallzahl- oder Punktmengenobergrenze zunächst kontraproduktiv erscheinen sollte, ist es sehr nützlich: Das gesamte System entwickelt sich langfristig dahin, daß nur noch bei sehr großer Fallzahl ein erfreuliches Kassenhonorar übrig bleibt. Außerdem fragen desto mehr Patienten Ihre Selbstzahlerleistungen nach, je mehr insgesamt in Ihre Praxis kommen. Auch bei Pädiatern, HNO-Ärzten und Gynäkologen kann in dieser Art die Fallzahl zu steigern sein, was ich unbedingt empfehlen würde. Allerdings müssen Sie dabei mehr ärztliche Anwesenheitszeit erbringen, und das sollten Sie bitte nur mit Partnern oder Assistenten, aber niemals auf Kosten Ihre eigenen Gesundheit und Freizeit tun!

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